Entwicklung gemeinsamer Strukturen

Intensive Bemühungen um die Zusammenarbeit der Freien Institute in der DGPT begannen zur Jahrtausendwende (1999): Die Sprecher der Freien Institute, Wolfgang Holitzner (Berlin/BIPP) und Erich Limmer (Würzburg/W) waren sich damals im Unklaren darüber, welche berufspolitischen Positionen sie für die Gruppe der Freien Institute im Erweiterten Vorstand der DGPT vertreten sollten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten verschiedene Institute jeweils eigene Positionen vertreten, so aber kaum größeren berufspolitischen Einfluß gewinnen können. Die Sprecher beriefen daher eine Arbeitsgruppe der BeiratsvertreterInnen der Freien Institute mit dem Ziel ein, gemeinsame Positionen zu finden, abzusprechen und in die Entscheidungsgremien der DGPT einzubringen.

Diese erste Arbeitsgruppe der BeiratsvertreterInnen fand großen Anklang. Dadurch ermutigt planten die beiden Sprecher eine Arbeitstagung der Freien Institute, um einen intensiveren berufspolitischen und fachlichen Austausch zu ermöglichen. Im März des Jahres 2001 fand die 1. Tagung im Berliner Institut für Psychotherapie und Psychoanalyse (BIPP) statt. In der Folge der Diskussionen zu dieser Tagung formulierte Heribert Knott (Stuttgart/S) einen bis heute bedeutsamen Vorschlag: Die Gründung institutsübergreifender Supervisions- bzw. Intervisionsgruppen für LehranalytikerInnen der Freien Institute. Damit sollte ein Rahmen für die intensive Auseinandersetzung mit den in Lehranalysen auftretenden Problemen geschaffen werden, den es in den Fachgesellschaften schon länger gab. Um institutsinterne Vermischungen und Verwicklungen bei der Diskussion spezifischer Fragen der Lehranalyse und der Beurteilung der Arbeit von LehranalysandInnen zu vermeiden, kann nur jeweils ein Mitglied eines Freien Instituts an einer Gruppe teilnehmen. Der Vorschlag traf auf großes Interesse bei den LehranalytikerInnen der Freien Institute, so daß sich in der Folge eine Reihe von Intervisionsgruppen bildete, die teilweise bis heute arbeiten. Auf den jährlich stattfindenden Arbeitstagungen finden sich regelmäßig InteressentInnen zu Intervisionsgruppen zusammen – in der Zwischenzeit entstanden auch Intervisionsgruppen für PsychoanalytikerInnen ohne Lehranalytikerstatus. Eine weitere sich kontinuierlich treffende Arbeitsgruppe diskutiert Konzepte tiefenpsychologisch fundierter Behandlungen.

Auch berufspolitisch wurden verschiedene Projekte verfolgt: So erarbeitete eine 2005 einberufene Arbeitsgruppe Empfehlungen zur Qualifikation und zum Berufungsverfahren von LehranalytikerInnen und SupervisorInnen der Freien Institute in der DGPT. Auf der 9. Arbeitstagung der Freien Institute (Heidelberg 2010) wurde die 'Konferenz der Freien Institute' gegründet. Sie stellt ein Forum für alle Mitglieder der Freien Institute dar, die an fachlichen, strukturellen und berufspolitischen Fragen interessiert sind.

Konferenz der Freien Institute

Zum Verhältnis von Struktur und Autonomie

Das Spannungsverhältnis zwischen dem autonomen Status der einzelnen Freien Institute einerseits und der Notwendigkeit der Entwicklung verbindlicher Strukturen und institutsübergreifender fachlicher sowie berufspolitischer Positionen andererseits bestimmt die Zusammenarbeit der Freien Institute seit nunmehr vielen Jahren. Das zugrundeliegende Motto lautet: Soviel Autonomie und Individualität wie möglich, soviel Struktur und Gemeinsamkeit wie nötig. Die besondere Form der Zusammenarbeit der Freien Institute mit einer lockeren organisatorischen Struktur erfordert eine besondere Dialogkultur zwischen den Instituten. Zugleich gehen von ihnen Anregungen und Initiativen für das Dialogische im psychoanalytischen Diskurs und in der berufspolitischen Auseinandersetzung aus. Bei allen unterschiedlichen theoretischen und klinischen Sichtweisen gibt es unter den Freien Instituten in der DGPT ein großes Bemühen um Freiheit und Offenheit in der fachlichen Auseinandersetzung, so etwa mit Fragen der psychoanalytischen Technik oder der psychoanalytischen Haltung. Andere Denkansätze sind wertgeschätzt, jedoch ohne daß mit der offenen und flexiblen Herangehensweise psychoanalytische Grundhaltungen in Frage gestellt würden. Durch die dezentralen und an den Aus- und Weiterbildungsrichtlinien der DGPT orientierten Strukturen der Ausbildungsinstitute kann in besonderer Weise auf die Methodenvielfalt der Psychoanalyse und auf die individuellen, persönlichkeitsspezifischen Fähigkeiten und Kompetenzen der Aus- und WeiterbildungskandidatInnen eingegangen werden.